Unser Gehör ist der Sinn, der als erster während unserer Menschwerdung voll ausgeprägt ist und es ist der Sinn,
der am Ende eines Lebens noch Wahrnehmungen zulässt,
auch wenn der Mensch schon abwesend zu sein scheint.
Die Harfe erzählt dem neuen Menschenkind von der Welt außerhalb, lädt es ein, sich auf sein Leben zu freuen. Zarte Saitenklänge verabschieden eine Seele aus ihrem Dasein, helfen ihr sich für den Übergang vorzubereiten und loszulassen.
Sich Zeit für sich selbst und das neue Leben nehmen, das im eigenen Körper reift - eine Kontaktaufnahme der besonderen Art, mit der Harfe als Mittlerin zwischen Innen und Außen, zwischen Groß und Klein zwischen Eltern und Kind.
In gesundheitlich herausfordernden Zeiten können beruhigende, sanfte, einhüllende Klänge eine wahre Wohltat sein. Aus Studien im musiktherapeutischen Bereich ist bekannt, wie sich Musik auf die Rekonvaleszenz, auf die Entspannung und Schmerzlinderung auswirkt.
Besonders wenn der Horizont des Lebens in sicht- und spürbare Nähe rückt, kann die Klangbegleitung für Betroffene und Angehörige das Abschiednehmen und Loslassen unterstützen.
Im Hospiz oder zuhause an der Seite eines Menschen Harfe zu spielen, der bald seinen Körper zurücklassen wird, ist für mich eine Aufgabe der ich mit Ehrfurcht, Demut und großer Dankbarkeit begegne. Diese Momente zeigen mir, was das Menschsein ausmacht, wie wertvoll unsere Lebenszeit ist und wie wichtig es ist, diese so zu nutzen, dass Herz und Seele sich entfalten können.
Meine Klänge sind Teil des Angebots der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung im Kreis Ludwigsburg (SAPV).
Für mich sind in diesen beiden Lebensabschnitten, dem Eintritt ins Leben und dem Übergang aus dem Leben hinaus, Klänge wie eine Brücke. Klangfarben bilden einen schillernden Bogen, über den die Seele sich aus der Quelle allen Seins löst und sich intensiver mit ihrem neuen Erdenkörper verbindet. Oder sie folgt dem Ruf von der anderen Seite und findet entlang des Klangbogens ihren Weg leichter dem Licht entgegen.